Wir waren auf Japanreise vom 16.12.23-06.01.24!

Sonntag, 16. November 2014

Nachtrag 6: Wajima – Eye of the Dragon



#6 WAJIMA 輪島

Nach der Übernachtung im Eco Hotel in Kanazawa stand ich wieder schön früh auf, um mich in Ruhe fertig zu machen für den letzten Drehtag. Es gab ein wunderbares Japanisches, aber auch etwas Italienisches „Frühstück“, denn es standen neben Reis, Misosuppe, Fisch und Co. auch Pizza und Pasta auf dem Tisch… das ist nicht so ganz meine Welt. Es roch aber auf jeden Fall sehr gut. Ich traf 5Minuten vor Buffeteröffnung ein, weswegen ich in der Lobby noch ein wenig mit den Kamerateamleuten quatschte und viele Fragen zu Weihnachten in Deutschland beantwortete. Auch das finde ich immer wieder verwunderlich, dass der Weihnachtsmarkt für Japaner eine wie aus dem Traum entstandene Veranstaltung darstellt… aber das beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Wir räumten dann das Gepäck in den Tourbus und man sagte uns, dass wir nun das Auge des Drachen anfahren würden… das wunderte mich sehr, denn außer Nagoya, Takayama und Kanazawa hatte man uns vorab keine weiteren Reiseziele genannt! Aber das Wichtigste war für alle von uns: Endlich das Meer zu sehen! Und davon gab es schon auf der Fahrt jede Menge zu bewundern. Angekommen offenbarten sich uns die felsigen Strände von Wajima mit sehr hohen Wellen, auf denen man an einigen Küsten auch surfen kann, wie Lovely-san berichtete. Das Wasser war schön sauber und grün und blau-Töne vermischten sich zu Farben, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Die kalte, aber frische Luft tat einfach gut. Noch dazu hatten wir fantastischen Sonnenschein.

Auf der Weiterfahrt gab es nicht nur das Meer, sondern auch sehr alte Häuser zu sehen!
Unser Team erkundet die Felsen, die ins Meer hineinragen.
Das Meer in all seinem Glanz... die Farben waren wunderschön.
Noch ein Gruppenbild, weil es davon einfach zu Wenige gibt!!
Wir drehten unsere Szenen und fuhren dann zum ASA ICHI, also dem Morgenmarkt der Stadt Wajima, der nochmal ganz anders war als der in Takayama- denn hier gab es überwiegend Meeresfrüchte, die die Frauen der örtlichen Fischer verkauften. Gleich an einem der ersten Stände durften wir „die Königin der Muscheln“ probieren, auf japanische wird sie „awabi“ genannt. Sie schmeckte sehr salzig und einfach nach… Meer. Das kleine Stück was wir kauften und uns teilten kostete schon 20Euro, dabei war es nur so groß wie eine Walnuss! Es gab jedoch auch welche in Limettengröße, die einen Hunderter wert waren, da man ungefähr 10Jahre braucht, bis sie so groß gewachsen ist… eine interessante Sache. Aus der Ferne erkannte ich einen Laden, wo man sich auf Essstäbchen seinen Namen schreiben lassen konnte, aber aus irgendeinem Grund sollten wir dort nicht hingehen- obwohl ich mir gerne welche geholt hätte. Es ging weiter zu einem Stand, wo wir wieder probieren durften und unser Thailänder kaufte mehrere Tüten Muscheln… Ich glaube aber nicht, dass er die durch den Zoll bekommen hat… gefragt habe ich Ihn jedoch noch nicht. Ich fand endlich das, wonach ich schon sehr lange suchte: getrockneten Tintenfisch für meinen Papa. Selbstgemacht von einer der älteren, freundlichen Damen. Ich freute mich sehr, dass ich ihm sein „Otsumami“ (japanischer Snack zum Bier) diesmal von einem ganz besonderen Ort mitbringen konnte. Anne kaufte etwas sehr Schönes, nämlich einen kleinen Baumstumpf für ihre Katze zum kratzen und spielen, auch solche Waren gab es dort auf dem Markt in Wajima.

Der Eingang zum Markt von Wajima.
An einem anderen Stand gab es allerhand Holzgeschirr, welches man sich mit einem Lötkolben gravieren lassen konnte. Ein Teelöffel mit Pandagesicht gefiel mir besonders gut und ich ließ auf Japanisch den Namen meiner kleinen Schwester dort draufschreiben, weil ich das als schönes Geschenk für sie empfand. Als wir uns dann wieder einmal trennten, schlug mir Iwatani-san vor, dass ich doch Fisch aussuchen und selbst grillen sollte… begeistert war ich nicht, weil ja am Tag zuvor mein Magen Randale geschlagen hatte, aber ich suchte mir dann doch etwas „Fugu“ aus und er mir noch einen zweiten Fisch dazu und wir grillten diesen auf etwas, das wie so ein Campingkocher aussah, aber Kohlebetrieben zu sein schien. Es machte Spaß und der Geruch der da entstieg war himmlisch. Der Fisch, den ich mir selbst ausgesucht hatte, schmeckte mir auch am besten und nachdem wir gedreht hatten, konnte auch mein Team wieder etwas grillen und Essen. Mir gefielen diese gemeinsamen Aktionen am besten muss ich sagen… ich hätte mich gerne länger mit allen unterhalten, da mein Kameramann auch allerhand Anime kannte, eine sehr liebe Person.
Wie denkt ihr über das kleine Grillabenteuer? Wäre es etwas für Euch? Ich glaube, die meisten Leute würden denken, dass es sehr unhygienisch ist, wie wir den Fisch zubereitet haben, aber normalerweise ist man beim Deutschen „Grillen“ ja auch draußen und das Fleisch kommt mit der Natur in Berührung, hihi…
Der Pandalöffel für mein Schwesterherz!
Hier grillen wir unseren selbstausgesuchten Fisch!
Nach dem Essen war der Markt leider auch schon wieder zu, da wir doch reichlich spät dort eingetroffen waren. Ich kaufte nur noch eine Tüte Furikake, also eine getrocknete Mischung aus Wakame-Algen, Sesamkörnern und Wasabi, welche man einfach über Reis streuen und essen oder aber auch zu Onigiri verarbeiten kann.

Einige Impressionen aus Wajima -Teil1-
Einige Impressionen aus Wajime -Teil2-
Einige Impressionen aus Wajima -Teil3-
Wir liefen durch die Straßen und man verriet mir das nächste Ziel nicht… was dann ein wenig zu Problemen führte. Ich bekam mit, dass wir nach dem vorher schon abgesagten Onsen (Heiße Quelle Bad) ein Fußbad machen sollten, aber ich wollte dies aus mehreren Gründen nicht tun. Ich traf auf dem Weg zu besagtem Bad mit dem Thailänder zusammen, der auf einmal wie ein wilder Affe schrie und mich von hinten ansprang und erschreckte… Ich hatte sofort wieder eine Panickattacke durch den Adrenalinstoß und war mächtig sauer. Ich schrie ihn auf Japanisch mit „IDIOT!“ an, auch wenn er es nicht wissen konnte… Aber ich verstehe einfach nicht, wie man so etwas lustig finden kann. Wir sammelten auf dem Weg auch Anne ein und ich überbrachte ihr die Nachricht mit dem Fußbad, von welcher sie auch überhaupt nicht begeistert war. Man wollte uns zwar zwingen, aber wir hielten zusammen, sodass nur der Thailänder und Lovely das Bad nahmen. Auch wenn es ein Job ist, den wir dort machten und für den man Geld bekam denke ich doch, dass wir frei entscheiden sollten, wem wir unsere Körper oder nur Teile davon zeigten.

Dieser Aspekt der Reise war auch ein sehr interessanter, denn er zeigt, wie die Japaner mich mittlerweile wahrnehmen. Ich bewege mich hart an der Grenze zu „sie ist Deutsche“ und „sie spricht die Sprache und kennt die Kultur und sie weiß, wann sie eine Grenze überschreitet“. Ich glaube dadurch, dass ich Japanisch spreche, größtenteils verstehe und mich auch sehr japanisch korrekt verhalte, nehmen mich einige Japaner auch als Landesfrau an. Man erwartet also auch von mir, stets höflich zu sein und bloß kein direktes NEIN anzubringen. Ich habe mich einfach aufgrund der gesellschaftlichen Konditionen nicht zu wehren- in Deutschland kann ich das aber problemlos. Und hier fing das Dilemma an: Ich hätte mich japanisch korrekt verhalten müssen und dem Nacktbaden oder Füße baden zustimmen müssen- doch das tat ich nicht. Man  versuchte noch, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, aber in meinem Kopf blieb ein Gedanke ganz klar: Ich habe hier einen Job angenommen, aber nicht meinen Körper verkauft. Die Situation erzeugte bei Allen Beteiligten Unbehagen, aber ich glaube in meinem „japanischen“ Pflichtbewusstsein fühlte ich mich am meisten hin-und hergerissen. Wir reisten dennoch weiter, denn Lovely-san wollte uns noch einen ganz besonders schönen Aussichtspunkt zeigen…
Diese Bento-Mittagessen war absolut mein Fall... soviele kleine leckere Köstlichkeiten!!
Am Aussichtspunkt angekommen dachte ich schon, dass dies die letzte Szene überhaupt werden würde, aber es gab noch eine weitere Überraschung für uns. Zunächst einmal erklärte ich aber Anne, was es mit der Terassendynamik im Reisbau auf sich hat, denn die kannte sie noch nicht. Danach verabschiedete sich Lovely-san schon einmal von uns mit ein paar wunderbaren Geschenken für Jeden; Es gab nämlich für uns drei jeweils ein paar handlackierte Esstäbchen vom Markt in Wajima, welche ich vorher schon sooo gerne hatte sehen wollen. Ich bekam ein rotes Paar mit Hasen und meinem Namen drauf. Anne bekam schwarze Stäbchen mit Katzen und unser Mann im Bunde dunkelblaue Stäbchen mit Masken drauf. Wir freuten uns sehr und mussten aber noch ein letztes Mal in den Bus steigen, um zum Abschiedspunkt zu kommen. Vorher bat ich aber noch darum, dass Anne und ich ein Eis essen durften, weil es hier Sorten mit Puffreis dazu gab- supergenial!

Hier sieht man den Aussichtspunkt mit den Reisfeldern rechts im Bild.
Meine Stäbchen mit "Jennifer" in Hiragana drauf.
Das Eisangebot am Aussichtspunkt..Hmmmm!
Und hier ist mein Eis... oder sagen wir noch 60% davon, haha!
Wir fuhren eine ganze Weile und kamen schließlich an einer sehr interessanten Klippe… oder auch Höhle(?) an, in die wir hineingingen. Dort erwartete uns ein in Lumpen gekleideter und maskierter Mann mit einer Taikotrommel. Wir sollten uns an eine bestimmte Stelle begeben und schon wurde der Weg mit dem Meer im Hintergrund zur Bühne für eine ungefähr 10minütige Show, bei der auch noch andere Trommler miteinstimmten. Ich erkannte flüchtig anhand der Maskenfarben die japanischen Sagengestalten Kinkaku und Ginkaku und ließ die Show wie alle anderen auf mich wirken. Neben uns brannten Holzscheite in Metallbehältern und das Feuer flackerte im Wind des Meeres. Dies war das Ende unserer großartigen Reise… auf dem Weg des Drachen.
Das Team mit den TaikoTrommlern...
Wir drehten noch einen Werbetrailer, bei dem wir alle kurz auf Japanisch „Freut Euch drauf!“ einwarfen und dann ging es für jeden von Uns auch schon heimwärts… Lovely-san sprach mich noch einmal im Bus an und fragte, ob ich nun „endgültig“ nach Deutschland wiederkehren würde. Ich sagte ihr, dass ich in der Tat nicht wüsste, wann meine nächste Japanreise stattfinden sollte. Sie sagte: „Oh nein, das ist doch aber viel zu schade!“ und machte mich damit sehr verlegen und glücklich am Ende dieser langen Arbeitstage.  Sie verließ uns bereits an einem kleinen Flughafen auf der Rückreise. Am Bahnhof Kanazawa stieg auch der Thailänder aus und fuhr weiter zu einem anderen Flughafen. Mit den Übriggebliebenen Leutchen aßen wir noch etwas an einer Raststätte und ich fand dort auch total coole Anhänger: Asuka und Rei von Neon Genesis Evangelion in der HELLO KITTY VERSION. Wir setzten uns im Bus ständig um und quatschten eine Menge über Anime, Serien und Vieles mehr. 
Die Rei hat meine Frau Fuchs von mir zugeschickt bekommen...!
Der Abend endete gut. Lovely-sans Make-up Artistin fuhr mich sogar zu den Yoshimizus und wir tauschten Kontaktdaten aus. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann einmal wiedersehen werden- Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn das klappt.

Ich durfte eine unglaubliche Reise mitmachen. Obwohl ich bereits zum 5ten Mal nach Japan gekommen war, konnte ich viele neue „Erst-Erfahrungen“ machen und habe Dinge getan, die denke ich vielen Reisenden sonst verwehrt bleiben. Ich denke man merkt, wie lebendig die Eindrücke sind, obwohl die Reise nun schon wieder einige Wochen her ist. Ich hoffe, dass ich bei meinem nächsten Besuch Jemanden mitnehmen kann und ihm all diese erlebten Wunder noch einmal zeigen kann und dass die Person genauso ein… ich nenne es mal „Erweitern des Herzens“ erleben kann. Mein Herz für Japan ist auf jeden Fall größer geworden und das verdanke ich meinen fröhlichen Mitstreitern, den Kamerateams, den Produzenten und allen fleißigen Helfern von TV Aichi. Ich erwarte mit Spannung die Ausstrahlung der Sendung am 29.11.2014 um 16Uhr auf TV Aichi und hoffe, dass es mir möglich sein wird, einige der neuen Freunde eines Tages wiederzusehen…
Bis dahin: Minasan, o-genki de. 皆さん、お元気で! (Gehabt Euch wohl!)

 Bis bald, eure Tsu!

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