"Nihonjuu
de dare ni mo makenai hitotsu
ga aru ni wa aru kedo
Kanashii ka na hito shirezu
Dakedomo
hayaku wa hashirenai
Sonna ni joubu ni dekitenai
Iza ike fukutsu no MAI PEESU..."
(manzo - MY PACE daiou)
Noch in Deutschland hatten wir uns mit unseren Freunden Yaya und Levi verabredet, etwas gemeinsam zu unternehmen, wenn wir schon zur gleichen Zeit in Tokyo sein würden. Die Wahl das Ausflugs fiel auf die Comiket- die größte Mangamesse und Convention Japans! Während die Beiden sie schon einmal besucht hatten, war es für uns das allererste Mal und wir wussten noch nicht so recht, wie wir sie uns vorstellen sollten. Ich weiß, dass Ulf auch nicht so mega begeistert war, dorthin zu gehen, aber ich habe ihn in diesem Fall ein wenig in meine Interessenrichtung geschubst, weil ich es absolut spannend finde, so ein Event in einem anderen Land zu erleben. Im Vorfeld lief auch alles super. Wir wühlten uns ein wenig durch Reddit und die japanische Ticket-Bestellseite und hofften, eines der etwas teureren Early Entry-Tickets zu ergattern. Und wir hatten Erfolg, denn wir alle 4 bekamen die Zusage per Mail und mussten dann nur noch das Ticket am Automaten eines Kombini ausdrucken und zahlen. Wir hatten das während unserer Kyotoreise erledigt.
Am Morgen des 31.12. sah mein Frühstück etwas... kuchen-ig aus. Wir hatten am Tag zuvor eine große Menge Trinken und kleine Snacks gekauft, damit wir die Comiket durchstehen würden. Ulf hatte aufgrund meiner Liebe zu Animal Crossing diese Apfeltasche ausgesucht.
An diesem Tag zog ich zum ersten Mal meinen neuen Rock und den lila gestreiften Pulli aus Nagoya an.
Wir fuhren zum Bahnhof "Kokusai-tenjijo", da wir gelesen hatten, dass es dort etwas weniger voll sein würde als an der JR Big Sight-Station und dort auch keine Bauarbeiten sein würden. In der Bahn war es auch gar nicht so extrem voll, aber bei der Ankunft merkten wir dann, wie viele Menschen wirklich dorthin unterwegs waren. Man erkannte die meisten Besuchenden an ihren Anime-Anhängern an den Taschen oder den sogenannten "Ita-Bags"- spezielle Taschen mit durchsichtigem Fenster, um dutzende Buttons daran/-rin anzubringen.
Unsere Ankunft in Kokusai-tenjijo. Am Bahnhof war alles voll mit Anime-/Game-/ und sonstiger Comic-related Werbung.
Wir waren ganz schön beeindruckt, wie viele Security-Mitarbeitende, Polizist*innen und Helfer*innen der Veranstaltung alleine am Bahnhof unterwegs waren, um den Strom an Menschen besser zu leiten und zu kontrollieren. Wir hatten etwas vergleichbares noch nie erlebt. Wir gingen nach draußen und warteten an dem Ausgang, den Ulf am Vortag per Chat an unsere zwei deutschen Freunde durchgegeben hatte und beobachteten die unterschiedlichsten Leute, die genau wie wir anreisten. Es war spannend zu sehen, dass die Leute nicht im Cosplay anreisten, sondern höchstens die Perücke und Kontaktlinsen schon trugen und dazu kleine Rollkoffer mit sich führten. So hatten wir es aber beim Bestellen der Tickets gelesen- es sei nicht gesellschaftlich akzeptiert, im Cosplay rumzureisen und man dürfe sich erst auf dem Gelände für Extrakosten umziehen und cosplayen... das Konzept war für uns erstmal seltsam, wenn auch in vielerlei Hinsicht verständlich.
Nach einer Weile merkten wir, dass etwas nicht stimmt, denn Yaya und Levi waren bereits an einer ganz anderen Stelle und vor allem: an dem anderen Bahnhof! Also gingen wir in Richtung der Halle und dann.. aber an ihr vorbei...?!!!
Wir konnten das Big Sight-Gebäude schon sehen, aber dann wurden wir mit einem großen Strom Menschen woanders hingeleitet... dabei hatten wir doch Early Entry Tickets?? Wir waren verwirrt und sehr frustriert.
Die lange Schlange, in die wir hier hineingeraten waren, war einfach eine für normale Ticketbesitzer, die erst zu Mittag Zugang erhalten sollten... und sich trotzdem morgen kurz nach 10 Uhr...
Wir fragten uns beim Staff und den Helfenden durch und es dauert weitere 20 Minuten, bis wir den Weg zur Halle wieder zurückgelaufen waren und dann endlich auch den Tisch fanden, wo unsere Tickets aus dem Kombini gegen die passenden Armbänder ausgetauscht wurden.
Das Armband für den zweiten Tag der Comiket mit Early Entry war leuchtend pink. Funfact: meine Armbanduhr zeigt die deutsche Uhrzeit an, damit wir ein wenig den Überblick behalten, wann ihr wach seid. :-D
Nachdem wir einmal in die richtige Richtung gestoßen wurden, fanden wir zum Glück relativ schnell zum richtigen Ort. Wahrscheinlich wäre uns der Irrweg nicht passiert, wenn die Kommunikation mit unseren Freunden besser geklappt hätte- aber der Ärger verflog schnell.
In der ersten Halle angekommen fanden wir es sehr angenehm, wie groß die Abstände zwischen den Ständen der einzelnen Händler waren- denn hier waren wir zuerst gelandet. Wir sahen beispielsweise Aniplex, Kyoto Animation, HoloLive oder auch Spielefirmen wie "YoStar". Es wurde aber schnell voller- dies war lediglich einer der kleinen Vorteile, die das Early Entry-Ticket mit sich brachte.
Auf unserem ersten besuch kam uns die Comiket wie ein wildes Labyrinth vor und wir besuchten nur ein paar der Hallen. Wir hatten aber auch nur von 10 bis maximal 16 Uhr Zeit. In diesen Aussenbereichen konnte man zwischendurch mal Luft tanken, was sehr nötig und angenehm war.
Ulf und ich fanden ein paar Kleinigkeiten bei unterschiedlichen Händler*innen, die wir kauften. So wie auch bei den Besucher*innen sind wir sehr begeistert von den neueren Serien "Bocchi- the Rock!" und "Frieren".
Nach den Händler-Ständen und Hallen und einem kurzen Treffen und drücken mit Yaya und Levi ging es ins wirkliche Abenteuer! Wir machten uns auf zu den Hallen mit den Dojinshis- den von Fans gezeichneten Mangas, die die unterschiedlichsten Inhalte hatten, zumeist jedoch sexueller Natur... Es waren so viele Tische mit den unterschiedlichsten Comics zu so vielen Serien vorhanden, dass wir einen guten Überblick darüber erhielten, was wir alles NICHT kennen. Es war sehr überwältigend aber auch toll, wenn wir ein Doujinshi zu einer Serie und Charakteren fanden, die wir kannten. Da jedes Comic-Heft nur zwischen 300 und 500 Yen kostete, schlugen wir zu und kauften insgesamt 9 Hefte! Als ich 16 war und riesiger Fan dieser Doujinshi-Hefte, hatte ich mir diese immer sehr teuer importiert... manchmal sogar für bis zu 35€ plus Versandkosten... und hier gab es sie so günstig. Wir genossen den kurzen Austausch mit den Zeichner*innen und lachten, wenn sich die Menschen hinter den Tischen auf japanisch fragten, ob Serie X oder Y überhaupt im Ausland guckbar wäre.
Ich müsste ganz schön viel zensieren, wenn ich euch hier alle Cover der Hefte zeigen wollen würde... darum hier nur... zwei... Exemplare... You get the idea.
Diese Erfahrung war wirklich spannend für mich, weil ich mich immer für meine Passion für diese Hefte und ihre Inhalte geschämt hatte und auch irgendwann ab 23 ganz mit dem Lesen aufgehört hatte. Hier verkauften und kauften alle Leute ganz enthusiastisch und es gab für manche Werke lange Schlangen. Ich liebte das reinschauen vor Ort und wie wunderschön die Zeichnungen umgesetzt oder coloriert waren- alte Leidenschaft neu entfacht!
Gegen 14 Uhr war für uns langsam Schluss- wir waren so alle vom rumlaufen, den Menschenmassen, dem Maske tragen... 4 Stunden hatten uns alle gemacht!
Wieder draußen: Wir kauften noch eine große Tüte mit dem Logo des 103. Comik Market und trafen uns mit Yaya und Levi, um etwas zu essen.
Im benachbarten Kaufhaus fanden wir freie Plätze- mal wieder bei Coco Ichibanya! Wir freuten uns, gemeinsam essen zu können und redeten und zeigten uns unsere Einkäufe. Die arme Yaya war genau wie ich den Großteil der Japanreise erkältet gewesen... so ein Mist!
Nach der Verabschiedung gingen wir wieder zu den Bahnhöfen, von denen wir jeweils angereist waren. Ulf und ich hatten die Befürchtung, dass wir erst in ein paar Stunden wieder am Hotel sein würden, aber der große Einsatz der Kräfte vor Ort sorgte dafür, dass wir nur 10 Minuten warten mussten- trotz eines riesigen Menschenauflaufs! Wir konnten es kaum fassen... mit einem guten Konzept klappte es problemlos, dass alle schnell nach Hause kamen. Wir sind wirklich komplett unfähig in Deutschland!!
Es war voll, voll, voll... aber die Organisation einfach top!
Für den Abend hatte Ulf sich gewünscht, dass wir in das hipsterige Viertel "Shimokitazawa" fuhren, um in das neue Jahr reinzufeiern. Er hatte von einem seiner aktuellen Lieblingsanime, "Bocchi- the Rock!" wohl ein Livehouse-Fieber abbekommen und wollte unbedingt mal dahin, wo neue Bands geboren werden und ihre ersten Auftritte in Tokyo gaben. Daran war ich mit meiner wieder aufgeblühten Liebe zum NANA-Anime wohl auch nicht ganz unschuldig...Jedenfalls suchte er einen Laden raus und wir machten uns auf den Weg dahin. Es war seltsam leer in den Bahnen, aber das war total verständlich- denn hier feiern wohl die meisten Leute mit ihren Familien in einem ruhigen Zuhaus-Ambiente. Ich zwang mich durchzuhalten, obwohl mein Hals mir wieder viele Schmerzen bereitete und trank an dem Abend nur Softdrinks statt Alkohol.
Das Stationsschild von Shimo-Kitazawa (zawa, zawa).
Eines Tages werde ich es vielleicht nochmal schaffen, in dieser Nachbarschaft zu shoppen, denn es gibt echt viele Secondhandläden und tolle kleine Cafés!
Die basementbar und das Three teilten sich die Kellerräumlichkeiten- dadurch konnten wir an dem einen Abend mehrere coole Bands im Wechsel der beiden Bühnen hören.
Dies war das Plakat, welches Ulf neugierig auf den Abend in den Livehouses gemacht hatte...
...und so wurden die Auftritte auf die beiden Bühnen verteilt. Wir fanden besonders "Juu" und "Ululu" richtig klasse.
So sah es im "Three" - Teil des Kellers aus.
Und das ist der Blick auf die basement-Bühne, auf der gerade "Juu" performt. Die Jungs waren richtig cool.
Ich habe eben noch von NANA gesprochen und jetzt schaut euch doch mal bitte ihren Gitarristen an, der an dem Abend einen auf Sid Vicious machte und sogar die Schloss-Halskette von Ren aus Nana trug! Waaah! <3
Die Getränkeauswahl war leider nicht sehr groß, aber dafür alles richtig billig. Das Klientel waren überwiegend junge Japaner*innen, ein paar Fans der Bands und jede Menge Ausländer*innen wie wir. Die beiden Moderatoren des Three nahmen 15 Minuten vor Mitternacht hinter dem DJ-Pult Platz und fingen auf japanisch an, ein wenig zu reden und lästerten dabei auch leicht. Es fielen Aussagen wie "Naja, also ich glaube, da die meisten heut Abend hier Ausländer sind, verstehen die gar nicht, was wir hier labern.". Und dann redeten sie darüber, wie seit dem Anime "Bocchi- The Rock!" und der darin gezeigte in echt existierende Club "Shelter" einen großen Ansturm von Touristenbesuch zu verzeichnen hatte und sich in diesem Zuge auch Touristen in das Three und die basementbar verirren würden. Ein bisschen machte mich die "Kritik" traurig und aber auch nachdenklich, denn ich kam mir vor, wie nur eine weitere Touristin, die mit ihrem Wunsch, das Feeling der Serie zu erspüren, etwas für die Locals kaputtgemacht hätte... es fiel mir schwer, meine Gefühle dazu zu ordnen, aber ich weiß, ich habe mich in diesem Urlaub auch oft genug darüber beschwert, wie voll alles mit Touristen ist...
Die beiden Moderatoren realisierten in ihrer Erzählung, dass Ulfs kleine Tasche auch voll mit Anhängern aus dem Anime war und zeigten dann auch darauf und riefen sowas wie "DA! DA IST SO EINER, SEHT IHR?!". Wir nahmen es irgendwie mit Humor und ich drückte dem leicht angetrunkenen Ulf etwas in die Hand, was ich eigentlich als Geschenk für diesen Abend aus Deutschland mitgebracht hatte- eine kleine "Happy New Year"- Girlande. Und obwohl die Situation irgendwie komisch war, freuten sich die beiden Mods, als Ulf ihnen die Girlande mit den (japanischen) Worten "Hier ein Geschenk aus Deutschland!" überreichte. Sie hielten sie dann sogar pünktlich zum Countdown hoch.
Die Girlande hatte ich zu Beginn dieses Jahres aus einer 50cent-Grabbelkiste bei dm erstanden, denn ich war mir sicher, die könnten wir irgendwann nochmal einsetzen. Dieser Moment ist nun in Bild & Video festgehalten!
Allen, die es noch nicht von uns hören oder lesen konnten nochmal einen guten Start in das neue Jahr 2024!
Mir ging es mit meinem erkälteten Hals nicht so gut und wir fuhren relativ schnell nach dem Countdown zurück ins Hotel. Die Bahnen waren nochmal viel gespenstischer, bzw. leerer.
Als wir im Hotel ankamen, lagen diese süßen Packungen mit einem Gemüsebrühe-artigen Getränk als Geschenk für die Gäste aus- sogar mit einem Omikuji, also einem Glückshoroskop für das neue Jahr des Drachen!
Und so feierten wir in das neue Jahr hinein- nicht, indem wir Kohaku Uta Gassen im TV sahen, sondern mit schöner Livemusik und verschiedensten Sprachen und Genres. Ich fand den Beginn des neuen Jahres wirklich gelungen, auch wenn ich mir mehr Gesundheit wünschen würde. Für den 1.1. hatten wir uns vorgenommen, endlich einmal gebührend auszuschlafen, denn wir waren am letzten Tag des Jahres fast bis 3 Uhr morgens wach gewesen.
Akemashite Omedetou gozaimasu!
eure Tsu & Ulf
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